Ein neues Recht für das 20. Jahrhundert? - Prof. Annette Weinke
Ursprünge, Entwicklungslinien und Ambivalenzen
des humanitären Völkerrechts
Par Let's Talk About History!, Organising Committee. [With the support of IHIST and C2DH]
Date et heure
mer. 7 oct. 2020 18:30 - 21:00 CEST
Lieu
University of Luxembourg
11, Porte des Sciences Maison des Sciences Humaines - Salle : Black Box 4366 Esch-sur-Alzette Luxembourg
À propos de cet évènement
Ein neues Recht für das 20. Jahrhundert?
Ursprünge, Entwicklungslinien und Ambivalenzen des humanitären Völkerrechts
Die weltweit starke Zunahme internationaler Menschenrechtstribunale und die (Wieder-)Entdeckung des Individuums als Völkerrechtssubjekt hat eine rege Diskussion über eine „Konstitutionalisierung“ des Völkerrechts beflügelt. In Fortsetzung eines Projekts, das von den Mächten der Anti-Hitler-Koalition im Zuge des Nürnberger Hauptkriegsverbrechertribunals angestoßen, aber seinerzeit nicht zu Ende geführt worden war, soll nun – in den Worten von Jürgen Habermas – „der Weg vom Staaten- zum Weltbürgerrecht“ beschritten werden. Dagegen warnen Kritiker vor einem weiteren Ausbau des humanitären Völkerrechts, weil dadurch unrealistische Erwartungen geweckt würden, die in einer weiterhin durch Staaten dominierten internationalen Politik nicht einlösbar seien. In dem Vortrag soll zunächst erklärt werden, warum sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein neues Verständnis vom Völkerrecht herauszubilden begann, das zum Anknüpfungspunkt für politische, soziale und kulturelle Forderungen wurde. Zum anderen wird erläutert, warum sich dieses Projekt nicht ohne weiteres in lineare Erzählungen des zivilisatorischen Fortschritts oder der hegemonialen (westlichen) Dominanz einfügen lässt.
Kurzbiographie:
Prof. Anette Weinke
Annette Weinke ist Stellvertretende Leiterin des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts und lehrt als Privatdozentin Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität. 2015/16 war sie Fellow am History Department der Princeton University, wo sie zu einer Kollektivbiographie europäisch-jüdischer Emigrantenjuristen forschte. Zu ihren letzten Publikationen zählen „Law, History, and Justice. Debating German State Crimes in the Long Twentieth Century (New York/ Oxford 2018) sowie der Band “Menschenrechte und ihre Kritiker” (Göttingen 2019), den sie mit Dieter Gosewinkel herausgegeben hat. Sie ist außerdem Mitbegründerin und ständiges Mitglied des Arbeitskreises Menschenrechte im 20. Jahrhundert der Fritz-Thyssen-Stiftung Köln.